#PROTOPIA

Karolina Braun
Marketing Strategin & Designerin
22.08.2023 | Lesezeit: 6 Minuten

CHANGING CULTURES MAGAZIN > PROTOPIA > Regenerate society: Generation Forest

arts | BUSINESS | science

5 Fragen an Lukas Mörchen von The Generation Forest über die Wiederaufforstung der Regenwälder als effektive und innovative Klimaschutzmaßnahme in Form eines Generationenwaldes.

Bereits letztes Jahr haben wir Das zweite Advents-Licht der Neuentdeckung unserer Beziehung zur Natur gewidmet und sind Teil des Generationenwaldes geworden. Es ist ein Waldprinzip, das geschaffen wurde, um den neuen, zirkulären Anforderungen von Menschen und Umwelt gerecht zu werden. Hier werden Wälder nicht wie Plantagen kahlgeschlagen, sondern junge und alte Bäume in einem dauerhaften System kultiviert. So haben die unterschiedlichen Generationen von Bäumen einen positiven Effekt auf den Wald und die Tiere, die in ihm leben. Da uns das Thema nachhaltig beschäftigt, haben wir mit The Generation Forest über ihre Mission, Ziele und Arbeit im Wald gesprochen.

 

Lukas Mörchen ist Teil des The Generation Forest Teams und Ansprechpartner für Messen, Vor-träge und CO2-Kompensation.

Die The Generation Forest Genos-senschaft ist am 14. November 2021 fünf Jahre alt geworden. Pünktlich zu diesem Anlass haben sie einen weiteren Meilenstein erreicht: Über 4.000 Mitglieder haben sich mittlerweile der Bewegung ange-schlossen und ein Genossenschafts-kapital von mehr als 15 Millionen Euro generiert. Außerdem gehört TGF zu den Finalisten des Next Economy Awards 2022! Im Rahmen des Deutschen Nachhaltigkeits-preises ist der NEA die Spitzen-auszeichnung für junge Unternehm-en, die auf Nachhaltigkeit und Green Economy setzen und mit ihren innovativen Lösungen den Wandel zu einer nachhaltigeren und sozialeren Wirtschaft mitgestalten.

 

STURMundDRANG: Wie funktioniert das Prinzip des Generationenwaldes und wie könnt ihr mit eurer Arbeit zu einer besseren Zukunft beitragen?

Lukas: Das Konzept von The Generation Forest beruht auf zwei bekannten Ansätzen, die aber in ihrer Kombination einen echten Wandel im tropischen Raum herbeiführen können: Wir verbinden das gemeinschaftliche, zweckgebundene Wirtschaften einer Genossenschaft mit einer nachhaltigen Holzerzeugung, die den Erhalt des Waldes als Grundlage der langfristigen Nutzung betrachtet.

Als Genossenschaft bringen wir Mitglieder aus vielen Ländern zusammen. Mit unserem gemeinsamen Kapital können wir Projekte finanzieren, die eine einzelne Person vielleicht nicht hätte verwirklichen können. Der Zusammenschluss macht es jedem Menschen möglich, sich bereits mit einem kleinen Beitrag zu engagieren, die Stärke der Gemeinschaft zu nutzen und dadurch eine nachweisliche Wirkung zu entfalten. Die Generationenwälder von The Generation Forest wachsen auf degradiertem Land in Panama, das wir eigens für diesen Zweck erwerben. Die Flächen werden anschließend mit in Zentralamerika heimischen Baumarten bepflanzt, sodass im Laufe der Zeit ein am natürlichen Regenwald orientiertes Ökosystem mit mehreren Stockwerken entsteht. Dieses kompensiert nicht nur große Mengen an CO2, sondern speichert auch Trinkwasser, regeneriert Böden und schafft Lebensraum für eine Vielzahl von Tieren. Sobald die ersten Bäume groß genug sind, werden sie für den Holzverkauf entnommen und die Lücken umgehend mit neuen Setzlingen bestückt. Das Ökosystem bleibt intakt, während der Gewinn aus dem nachhaltig erzeugten Tropenholz als grüne Rendite an die Genossenschaftsmitglieder zurückfließt.

Mit diesem ganzheitlichen Konzept wollen wir ein Zeichen setzen: Dafür, dass eine nachhaltige Landnutzung Wälder erhält, auf diese Weise einen essenziellen Beitrag für eine gesunde Umwelt leistet und zugleich faire Arbeitsplätze für die Menschen vor Ort schafft.

 

 

SuD: Was ist der langfristige Beitrag von The Generation Forest für eine natürliche Klimalösung?

Lukas: Kohlenstoff ist ein wichtiger Baustein auf unserer Erde. Vereinfacht dargestellt, besteht das Problem des menschengemachten Klimawandels darin, dass wir vermehrt gebundenen Kohlenstoff wie CO2 oder Methan ausstoßen. Dadurch erhöht sich die Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre und die globalen Temperaturen steigen.

Große Speicher sind fossile Energieträger wie Gas, Kohle oder Öl, deren Kohlenstoff wir allerdings durch Verbrennung wieder in die Atmosphäre leiten. Wälder bilden eine natürliche Klimalösung, da sie der Atmosphäre im Rahmen der Photosynthese CO2 entziehen und dieses in ihrer Vegetation und den Böden binden. Durch die massive Abholzung zerstören wir jedoch nicht nur die Fähigkeit der Wälder, Kohlenstoff zu speichern, sondern es wird auch sehr viel Kohlenstoff aus den freigelegten Böden in die Atmosphäre entlassen. Schätzungsweise 13% der weltweiten Treibhausgasemissionen stammen aus der Vernichtung von Wäldern und etwa 80% der weltweiten Rodungen gehen auf die Umwandlung von Naturwald zu Agrarflächen für Soja, Palmöl oder Viehzucht zurück.

Deshalb erschaffen wir von The Generation Forest neue Wälder, die durch den konstanten Kreislauf aus Wachstum und schonender Ernten bestehen bleiben. Sie dienen als dauerhafter CO2-Speicher und bringen langfristige Arbeitsplätze hervor, sodass kein bereits vorhandener Naturwald für die Erschließung weiteren Wirtschaftsraumes gefällt werden muss.

SuD: Was hat euch auf dem bisherigen Weg mit The Generation Forest am meisten überrascht?

Lukas: Ich weiß nicht, ob „überrascht“ das richtige Wort ist, da der große Zuspruch natürlich auch das Resultat unser täglichen Arbeit ist, aber es bewegt mich sehr, wie viele Menschen von unserem Projekt überzeugt sind. Wir sind stolz darauf, dass uns bereits mehr als 4.000 Mitglieder ihr Geld zur nachhaltigen Aufforstung in Panama anvertrauen und viele von ihnen unterstützen die Genossenschaft nicht nur finanziell, sondern tragen auch unsere Idee hinaus in die Welt.

 

SuD: Bei euch ist es möglich, das eigene Geld nachhaltig und mit Aussicht auf eine grüne Rendite anzulegen. Wie funktioniert das Prinzip des Slow Finance und wie kann man Teil von The Generation Forest werden?

Lukas: Slow Finance bedeutet, dass man sein Geld nachhaltig und ohne eingeschränkte Projektlaufzeit investiert. Wälder benötigen Zeit zum Wachsen, insofern strebt The Generation Forest nicht nach schnellem Gewinn. Im Gegenteil: Bei uns handelt es sich um ein langfristiges Engagement, das aber früh Wirkung zeigt – durch die Aufforstung des Regenwaldes und dem damit verbundenen Erhalt der Artenvielfalt. Mit jedem Tag, an dem unsere Wälder gedeihen, leisten sie einen effektiven Beitrag für das ökologische Gleichgewicht unseres Planeten, während der ökonomische Wert eines Genossenschaftsanteils kontinuierlich wächst.

Wie bereits zu Beginn erwähnt, kann jede Person bei uns mitmachen. Unsere Mitglieder sind von 0 bis 94 Jahre alt, stammen aus den unterschiedlichsten Regionen und Milieus. Unser Konzept erzeugt eine generationenübergreifende Investitionsmöglichkeit mit ökologischem und ökonomischem Mehrwert – für die Natur ebenso wie für uns Menschen. Auch als Geschenk eignen sich Genossenschaftsanteile wunderbar. Wer daran interessiert ist, bei uns Mitglied zu werden oder einem lieben Menschen eine besondere Aufmerksamkeit zu machen, kann hier mehr erfahren: Wiederaufforstung der Regenwälder gegen den Klimawandel.

 

SuD: Auf welche Erfolge könnt ihr bisher zurückblicken und was sind eure Ziele für die Zukunft?

Lukas: Sicherlich können wir auf eine tolle Entwicklung zurückblicken: In den letzten fünf Jahren haben sich uns mehr als 4.000 Mitglieder angeschlossen und ein Kapital von über 15 Millionen Euro generiert. Darüber hinaus sehen wir es als Erfolg, unsere Marke bekannter sowie auf unser innovatives Konzept einer nachhaltigen Forstwirtschaft aufmerksam gemacht zu haben. Es ist wichtig, dass wir ein globales Umdenken schaffen, Ökologie und Ökonomie auf sinnvolle Art und Weise miteinander verbinden, um eine lebenswerte Zukunft für uns alle zu formen. 2019 haben wir den Keeling Curve Preis gewonnen und in diesem Jahr sind wir für den Next Economy Award nominiert. Dieser ist im Rahmen des Deutschen Nachhaltigkeitspreises eine Spitzenauszeichnung für junge Unternehmen, die mit ihren Lösungen den Wandel hin zu einer nachhaltigeren und sozialeren Wirtschaft mitgestalten. Zudem haben wir eine ganze Menge in Panama erreicht: Schon jetzt haben wir mehrere hundert Hektar Land aufgeforstet und mit unserem Kapital weitere Flächen erworben, um im kommenden Sommer noch mehr dauerhafte Wälder zu schaffen.

Wir sind sehr stolz auf das, was wir dank unseres tollen Partners in Panama und unserer Mitglieder bereits erreicht haben. Dennoch wollen wir uns auf diesen Erfolgen nicht ausruhen: Unser Ziel ist es, bis zum Ende des Jahres 2022 mindestens 1.000 Hektar Land für die Aufforstung zu realisieren. Das ist zwar ambitioniert, aber bestimmt nicht unmöglich!

Du kannst Teil des The Generation Forest Projektes werden, indem du anderen von ihrer Arbeit erzählst – oder Mitglied der Genossenschaft wirst. Hier findest du mehr Informationen dazu.

Images ©The Generation Forest

 

CHANGING CULTURES MAGAZIN

Ähnliche Artikel

ZUR ÜBERSICHT