Diversity – überall verwendet und doch zu kurz gedacht?
Diversity – Aufmerksamkeit und Auseinandersetzung unserer Gesellschaft mit Inklusions-Themen wächst. Auch Unternehmen und Marken positionieren sich und setzen sich für Diversity in den eigenen Reihen, aber auch in der Gesellschaft im Allgemeinen ein. In den Bemühungen und Diskursen geht es häufig um Frauen in Führungspositionen, das Schließen der Gender-Pay-Gap, die Diskriminierung von Menschen anderer ethnischer Hintergründe oder sexueller Orientierungen. Einer Gruppe unserer Gesellschaft wird jedoch immer noch wenig bis keine Aufmerksamkeit geschenkt – Menschen mit Behinderungen.
Wertvolle Chancen für Unternehmen
In der Recherche zum aktuellen Umgang und Verständnis von Diversity zeichnet sich deutlich ab, dass diese zu wenig in den Überlegungen berücksichtigt werden. Die Studie Getting the equal: The Disability Inclusion Market von Accenture kommt beispielsweise zu dem Schluss, dass allein in den USA ca. 10,7 Millionen mehr Arbeitstalente zur Verfügung stehen könnten. Das Bruttoinlandsprodukt könnte um 25 Milliarden Dollar steigen, wenn nur 1 Prozent mehr Menschen mit Behinderungen in die US-Arbeitswelt eintreten würden. In dem untersuchten Vierjahreszeitraum konnten Unternehmen, die Vorreiter in der Inklusion von Menschen mit Behinderung sind, im Durchschnitt 28 % höhere Einnahmen, einen doppelt so hohen Reingewinn und 30% höhere Gewinnspannen erzielen.
Social Media – Bubble mit Potenzial
Auf Social Media Plattformen zeichnet sich meist ein ähnliches Bild ab – Menschen mit Behinderung haben kaum Präsenz. Im schlimmsten Fall werden diese auf Plattformen durch Algorithmen in ihrer Reichweite eingeschränkt. Unbewusst leben so viele Nutzer der bekannten Plattformen in einer Bubble, in der Menschen mit Behinderungen nicht zu sehen sind. Wem dieser Missstand auffällt, der kann zahlreiche Accounts finden, die sich um Aufmerksamkeit und Austausch von Menschen mit und ohne Behinderung bemühen. Leider stolpert man aufgrund von Algorithmen, Einstellungen und eingeschränktem Bewusstsein selbst viel zu selten über diese. Um aber in der Gesellschaft Aufmerksamkeit für diesen holistischeren Ansatz von Diversity zu generieren, benötigt man gerade die zufälligen Begegnungen, die nicht durch bewusstes und aktives Zutun entstehen.
Hier eine kleine Auswahl an Accounts – vielleicht ein erster Ansatz, um holistische Diversity als das „neue Normal“ anzustreben, das es schon längst sein sollte. Darunter Laura Gehlhaar, Autorin, Beraterin, Coach für Inklusion, Barrierefreiheit und Rechte von behinderten Menschen und unsere Interviewpartnerin zu einem weiteren Teil über Diversity mit Fokus auf Menschen mit Behinderung, der demnächst in unserem Changing Cultures Magazin erscheint.
Laura Gehlhaar
Website // Instagram // Twitter // Buchempfehlung: Kann man da noch was machen? // Foto: @Schall & Schnabel
Weitere Personen, die auf die Problematiken von Menschen mit Behinderung aufmerksam machen, sich für Inklusion einsetzen und darüber aufklären:
Lizzie Velasquez
Instagram
Neue Narrative und Beispiele für Veränderung
Es gibt sie aber – die positiven Beispiele von Unternehmen, Social Media Accounts oder Marketingkampagnen, die Menschen mit Behinderung integrieren, ohne dabei ableistisch zu sein und den Fokus auf ein Schicksal, eine Beeinträchtigung oder einen alltäglichen Kampf zu legen. Vielmehr zeigen sie Menschen mit ganz normalen menschlichen Bedürfnissen, Vorlieben und Wünschen und helfen so das Verständnis und Bewusstsein füreinander zu stärken.
Start: Barrierefreiheit
Ein niedrigschwelliger Ansatz für die Chancengleichheit liegt in der Zugänglichkeit digitaler Inhalte. Aktuell haben Menschen mit Behinderung eine 50% höhere Wahrscheinlichkeit beim Zugang von digitalen und online Inhalten auf Barrieren zu stoßen. Eine 2021 erhobene Analyse zeigte auf, dass 97.4% aller Homepages erkennbare Zugänglichkeitsfehler aufwiesen. Dabei gibt es viele einfache Möglichkeiten Menschen mit Behinderung größere Präsenz und Mitwirkung zu ermöglichen: Erste Ansatzpunkte, um Barrieren auf den eigenen Kanälen zu reduzieren, können die Verwendung von Hashtags zur Bildbeschreibung, Alternativtexte unter Bildern oder Untertitel und Audiodeskriptionen bei Videos sein. Hierzu wurden bereits einige Ratgeber veröffentlicht, wie man seine Accounts oder Webseiten barrierefrei führt.
Barrierefrei Posten: https://barrierefreiposten.de/barrierefreiPosten.html
Webportal zur digitalen Barrierefreiheit im Internet: https://www.netz-barrierefrei.de/wordpress/
Checkliste für eine barrierefreie Website: https://wsb-werbeagentur.de/online-marketing/checkliste-fuer-eine-barrierefreie-website/
Einige der Umstellungen mögen kleine Verhaltensanpassungen erfordern, aber im Sinne einer #PreferableFuture sind sie es auf jeden Fall wert. Wir als STURMundDRANG lernen gerade viel dazu und bemühen uns unsere aktuellen Verhaltens- und Arbeitsmuster zu reflektieren und neue Gewohnheiten zu etablieren.
Um weiteren professionellen Input über das Thema generieren und teilen zu können, freuen wir uns in einem weiteren Beitrag mit Laura Gehlhaar zu sprechen. Laura Gehlhaar ist Autorin, Beraterin, Coach für Inklusion, Barrierefreiheit und Rechte von behinderten Menschen.
Laura Gehlhaar Webseite: https://lauragehlhaar.com/
Laura Gehlhaar Instagram: https://www.instagram.com/fraugehlhaar/
Laura Gehlhaar Twitter: https://twitter.com/LauraGehlhaar
Kann man da noch was machen? Geschichten aus dem Alltag einer Rollstuhlfahrerin. Laura Gehlhaar.
CHANGING CULTURES MAGAZIN
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