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Wiebke Eberhardt
New Business und Marketing Strategist
09.09.2021 | Lesezeit: 5 Minuten

CHANGING CULTURES MAGAZIN > TRENDS > Südkorea & die Zukunft der Schönheit

Südkorea und die Zukunft der Schönheit – 5 Fragen an Endrik Hasemann

Die Beauty-Branche befindet sich im Umbruch: Urbanisierung, Digitalisierung, ein wachsendes Gesundheits- und ökologisches Bewusstsein verändern unseren Lebenskontext, unser Verhalten und selbstverständlich auch unsere Glaubenssätze und Narrative rund um Schönheit.

Um zu erfahren welche Antworten die Kosmetikbranche findet, haben wir mit Endrik Hasemann, Geschäftsführer Beiersdorf Korea, über das Nivea Accelerator „NX“ Programm und die Entwicklungen in dem wohl spannendsten Beautymarkt der Welt gesprochen.

1) Seit einigen Jahren wird Südkorea auch in westlichen Ländern immer mehr zum Beauty-Vorreiter. Wie würdest Du den Beauty-Markt dort beschreiben und was ist das Besondere daran?

Der größte Unterscheid zu anderen Märkten ist die Vielfalt, die man in Korea vorfindet, sei es bei Marken, Produkten oder Einkaufstätten. Der Markt ist sehr trendorientiert, sehr innovativ und zeichnet sich durch eine Vielzahl von kleinen und vielseitigen Marken aus. Es gibt beispielsweise Läden, die ausschließlich Sheet-Masken führen und über 500 verschiedenen Produkte anbieten, während man in Deutschland gerade mal eine Handvoll Masken findet. Ich habe noch nie einen Markt auf der Welt gesehen, in dem so viel Wettbewerb im Beauty-Bereich herrscht. Auch Bereiche wie plastische Chirurgie und Lasertherapie sind hier sehr stark ausgeprägt.

Historisch hat Schönheit in Korea schon seit Jahrhunderten eine wichtige Rolle gespielt um gesellschaftlichen Anklang zu finden. Auch spielen die Jahreszeiten eine große Rolle: Aufgrund der starken Temperaturschwankungen im Land möchten viele ihre Haut vor diesen Umwelteinflüssen schützen.

2) Korea ist mittlerweile nach den USA und Frankreich der drittgrößte Beauty-Exporteur der Welt. Wie erklärst Du Dir den globalen Hype um koreanische Beauty-Produkte?

Die Produkte sind sehr innovativ und qualitativ hochwertig. Ich glaube jeder, der Korea besucht, ist von der Vielfalt überrascht - Korea ist eine Art globales Beauty-Mekka geworden. Gerade in der jungen Zielgruppe ist Korea sehr angesagt. Themen wie K-Pop, K-Drama und K-Beauty werden immer populärer. Das wird auch von der Regierung gesehen: diese wichtigen Exportgüter werden seit Jahren strategisch gefördert und lassen so eine sehr große Industrie entstehen. Dieses Jahr hat die Regierung einige Milliarden Dollar zur Förderung von Startups zur Verfügung gestellt. Davon profitieren die in großer Anzahl vertretenen Beauty-Startups in Korea, die sich wiederrum stark auf den Export von K-Beauty Produkten fokussieren.

3) Der „NX – NIVEA ACCELERATOR“ ist ein Innovationsprogramm für die nächste Generation der Beauty-Start-ups in Seoul. Aus welchen aktuellen Entwicklungen ging dieses Programm hervor?

Die Beauty Industrie befindet sich im Umbruch. Bedingt durch die Digitalisierung und neue Technologien entstehen neue Geschäftsmodelle und die Eintrittsbarrieren für neue Anbieter sinken. Konsumenten erwarten heutzutage deutlich mehr Vielfalt und Abwechslung bis hin zum Individuellen Produkt - so nimmt das Angebot an Beauty Produkten stetig zu.

Hier spielen Startups eine große Rolle, da sie in der Lage sind sehr schnell auf neue Trends zu reagieren. Dazu zählen auch Influencer die ihre eigenen Beauty Produkte über Ihre Sozialen Kanäle wie Youtube, Instagram und co. direkt an Millionen von Konsumenten vermarkten können. Die Vermarktung der kleinen Marken fokussiert sich stark auf Online-Kanäle. Um da nicht den Anschluss an die Konsumentenbedürfnisse zu verlieren setzen auch Händler wie z.B. Douglas oder dm-drogerie markt viel stärker auf kleine Marken.

Ich gehe davon aus, dass der Beauty Markt durch neue Angebote, neue Geschäftsmodelle und Technologien weiterwachsen wird. Startups sind da eine der wesentlichen treibenden Kräfte. Das ist eine große Chance für uns enger mit den Startups zusammenzuarbeiten, Partnerschaften zu schließen, gemeinsam Projekte zu starten und neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. Unser NIVEA Accelerator ist die Plattform über die dieser Austausch läuft und wir junge Beauty Startups als langfristige Partner an uns binden wollen.

4) Wieso eignet sich Südkoreas Start-up-Kultur besonders gut für das Accelerator-Programm?

Südkorea verfügt über ein einzigartiges Ecosystem aus Startups, Beauty-Industrie und Technologie. Zudem sind Koreanische Beauty Produkte sehr trendorientiert. Es gibt über 30.000 Startups mit einem starken Fokus auf Skin Care. Neben den Startups hat sich ein hervorragendes Zuliefernetzwerk von Beauty Produkten etabliert. Dieses Netzwerk ermöglicht es den Startups in wenigen Monaten neue Beauty-Marken und -Produkte in kleinen Erstmengen auf die Beine stellen, was wiederum die Innovationskraft der Startups weiter fördert.

Dazu ist Korea eines der technologisch am weitesten entwickelten Länder. Viele Startup-Gründer kommen von Firmen wie LG und Samsung und fokussieren nun auf Beauty-Tech. Diese Schnittmenge aus Beauty-Fokus und Tech-Fokus ist einzigartig und macht den Markt hoch relevant für unseren NIVEA Accelerator.

5) Wie läuft das Accelerator-Programm ab und welche Ziele verfolgt ihr damit?

Wir haben 200 Firmen aus Südkorea bewertet und davon fünf ausgewählt. Bei der Auswahl zählten das Geschäftspotenzial, die Innovationsfähigkeit des Unternehmens sowie das Gründerteam. Zudem sollten die Themen die uns interessieren, wie Personalisierung, Digitalisierung oder Beauty-Tech, angesprochen werden. 
Die fünf Firmen, die wir schließlich ausgesucht haben, spielen sehr gut in diese Bereiche rein. Sie sind jetzt Teil des „NX - NIVEA Accelerator“, den wir mit der Co-Working-Firma WeWork aufgebaut haben. Mit diesen Start-ups wollen wir ein Jahr lang zusammenarbeiten. Wichtig ist uns hierbei vor allem, langfristige Partnerschaften aufzubauen und Kooperationspotenziale zu nutzen. Wir geben den Teams beispielsweise Zugriff auf unsere globalen Experten aus Forschung und Entwicklung, Supply Chain oder helfen ihnen bei dem Distributionsaufbau in neuen Märkten. So unterstützen wir die jungen Unternehmen sich zu internationalisieren. Die Startups wiederum können uns helfen neue Konsumententrends und -insights zu generieren oder neue Produktlinien und neue digitale Geschäftsmodelle zu entwickeln.

Autorin: Wiebke Eberhardt

Als New Business und Marketing Strategin sind menschliche Verbindungen und persönliche Kommunikation für sie echte Herzensangelegenheit. Sie ist verantwortlich für das Changing Culture Magazin und widmet sich mit Leidenschaft der Idee, dass das mächtige Werkzeug Marketing in Zukunft genutzt wird, um zukunftskritisches Verhalten positiv zu beeinflussen und so das Leben zu einem besseren zu verändern.

weberhardt@sturmunddrang.de

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